Super!Vision!

Was ist das eigentlich?

Meine erste Supervision erlebte ich mit 21 Jahren während meiner Tätigkeit als Erzieherin in einem Montessori-Integrations-Kindergarten in München. Ich kann mich noch genau erinnern, wie wir als Team zur Supervisorin gefahren sind. Diese hatte, ein paar Trambahnstationen entfernt, eine wirklich schöne Praxis. Dort haben wir einen aktuellen Fall mit einem Kind bearbeitet. Zuerst habe ich nicht verstanden, warum wir das nicht einfach im Team machen – statt hier, mit jemandem von außen, der weder das Kind noch die Familie kennt.

Aber nach und nach habe ich gespürt, wie uns die Supervisorin darin unterstützt hat, fokussiert am Thema zu arbeiten und alle Perspektiven auf den Tisch zu legen. Irgendwo in der Mitte der Sitzung, wurde aus diesem Problem (das uns wirklich sehr beschäftigt hat) eine Möglichkeit Dinge auszuprobieren. Im Anschluss an diese Sitzung haben wir als Team unsere Interventionen, dem Kind und der Familie gegenüber, verändert. Das hat wiederum Veränderungen bei unserem Gegenüber hervorgerufen und einige Monate später hatte sich die Situation komplett entspannt. Von diesem Moment an war ich fasziniert, wie wir in so kurzer Zeit ein solch wirkungsvolles Ergebnis erzielen konnten.

Nun, viele Jahre später, bin ich selbst Supervisorin, die zwar keine eigene Praxis hat, aber in die Einrichtung kommt. Dort blicke ich öfters in fragende Gesichter, was wir denn in der Supervision machen werden. Hier ein paar Möglichkeiten, bei welchen Themen oder in welchen Bereichen eine Supervision hilfreich ist.

Supervision – auf die Dinge schauen

Der Begriff Supervision leitet sich aus dem lateinischen Wort super (über) und videre (sehen) ab. Man könnte sagen, dass es eine Art „auf die Dinge schauen“ ist. 

Bei der Supervision geht es darum, sich in einem geschützten Rahmen mit aktuellen Themen aus dem beruflichen Kontext zu beschäftigen und diese zu reflektieren. Das kann zum Beispiel die Arbeit an einem Fall sein wie in meiner ersten Supervision.

Es können aber auch Themen sein, die sich auf die Zusammenarbeit im Team beziehen. Gerade im sozialen Bereich arbeitet man sehr eng abgestimmt, oftmals auch auf kleinem Raum zusammen. Schon kleinere Unstimmigkeiten können die Freude an der Arbeit und die Gesundheit belasten. Warum also warten, bis sich ein Konflikt einstellt, anstatt die Themen frühzeitig und in einem Stadium, wo man alles noch in Ruhe besprechen kann, zu klären? Auch für neue Teams oder Teammitglieder bietet die Supervision den Raum sich besser kennenzulernen. Man kann sich zu den eigenen Werten und Haltungen austauschen und Vereinbarungen für eine reibungslose und freudvolle Zusammenarbeit treffen.

Die Abläufe in der Einrichtung sind oftmals so geregelt, wie sie schon immer waren, anstatt praktisch anwendbar und auf die Bedürfnisse der Beteiligten zugeschnitten zu sein. Das erinnert mich an das Bild des Mannes, der einen Baum mit einer stumpfen Axt fällen will. Dabei verliert er Kraft, nimmt sich aber keine Zeit, die Axt zu schärfen. Ich habe oft mit Freude bemerkt, wie ein Blick von außen, passende Fragen oder eine gut gewählte Methode weiterhalfen, Teams dabei zu unterstützen neue Abläufe und Strukturen für sich zu entwickeln.

Wenn es Themen gibt, die tatsächlich auf eine Organisationsveränderung oder Organisationsentwicklung hin ausgelegt sind, wie z. B. Umstrukturierungen, die Erschließung neuer Angebote oder der Weg hin zu einer inklusiven Organisation, dann ist die Arbeitsweise ein klein wenig anders. Hier arbeiten in der Regel mehrere Ebenen, wie der Träger, die Leitung, das Team, externe Beteiligte und Klient*innen zusammen. Es kann sein, dass die klassische Supervision noch erweitert wird und es auch Klausurtage, Treffen mit Moderation etc. gibt. Denn auch in diesen Formaten kann man sehr gut Elemente aus der Supervision einbauen. Auf jeden Fall ist es abwechslungsreich und spannend, sowohl als teilnehmende Person wie auch als Supervisorin, diese längerfristigen Prozesse mitzugestalten.

Auch für die Leitung eines Teams (oder ein Leitungstandem) ist es möglich Einzelsupervision zu nehmen. Auch für haupt – oder ehrenamtliche Vorstände ist es hilfreich, sich an bestimmten Punkten eine Supervision zu gönnen. In diesen Settings setzt man sich u.a. mit der Gestaltung der Rahmenbedingungen, der Aufgabenverteilung und Führungsthemen auseinander. Klare Vereinbarungen und Kommunikation in diesen Bereichen beugen vielen Konflikten vor.

Supervision als Rahmen

Die Supervision sehe ich als Rahmen, den ich als Supervisorin bereit halte. Während der Treffen achtet ich darauf, dass die eingebrachten Themen angemessen bearbeitet werden können. Welches Bild in diesen Rahmen kommt, also welche Themen in der Sitzung besprochen werden, ist den beteiligten Personen freigestellt.

Es wird vorab vereinbart, wer an der Supervision teilnimmt und wie oft Sitzungen stattfinden. Bei mir finden Team- oder Leitungssupervisionen in der Regel im Abstand von 4-6 Wochen statt. Die Treffen können aber auch in längeren oder kürzeren Abständen stattfinden. Je nach Gruppengröße kann eine Sitzung 45 Minuten, eineinhalb oder auch zwei Stunden dauern und in Präsenz, Online oder im Freien stattfinden.

Oft wird die Supervision durch öffentliche Gelder refinanziert, da sie als Qualitätskriterium zur Sicherung einer sehr guten Arbeitsqualität anerkannt ist. Der Antragsweg und die genauen Details sind immer vom jeweiligen Arbeitsfeld und dem Standort abhängig.

Lust es auszuprobieren?

Wenn Sie beim Lesen des Artikels Lust bekommen haben, Supervision auch in Ihrer Einrichtung auszuprobieren oder Fragen dazu haben, dann freue ich mich über Ihre E-Mail oder Ihren Anruf.